Juni 2, 2017

Originelles Jurtenerlebnis auf einer winzigen Insel


Eine Insel auf der Insel

Stellen Sie sich vor: eine winzige Insel inmitten eines mächtigen Flusses in der isländischen Wildnis. Sie schließen die Augen und hören nur den Wind der durch das Gras streicht. Ihre Unterkunft für diese Nacht: eine mongolische Jurte. Ihr Abendessen: frischer Lachs aus dem Fluss über dem Feuer zubereitet und Rhabarberkuchen mit Sahne als Nachtisch. Ein Originelles Jurtenerlebnis.

In keinem Reiseführer

Kaum jemand kennt die Insel Traustholtshólmi im Fluss Þjórsá in Südisland die gerade mal 23 Hektar umfasst und in einer knappen Stunde zu Fuß umrundet werden kann. In den Reiseführern wird man jedenfalls vergeblich nach ihr suchen. Erst seit kurzem ist es möglich, diesem einmaligen Ort einen Besuch abzustatten, dank des Eigentümers der Insel Hákon Kjalar Hjördísarson, der dort in dem einzigen Haus bis jetzt ein recht einsames Dasein führt.

Hákon auf seinem Boot auf dem Weg zur Insel

Die Magie der Insel

Hákon hat auf Traustholtshólmi viele glückliche Sommer seiner Kindheit verbracht, ist durch das hohe Gras gelaufen, hat Eiderdaunen gesammelt und mit Netzen Lachse gefangen. „Die Magie dieses Ortes hat mich zur Rückkehr bewogen“ erzählt Hákon, der die Insel von seiner Mutter geerbt hat. Hákon Kjalar Hjördísarson, der dort in dem einzigen Haus bis jetzt ein recht einsames Dasein führt.

Besucher vor Jurte im Traustholtshólmi

Hákon hat lange Zeit in Norwegen als Zimmermann gearbeitet. Der Sehnsucht nach seiner Insel konnte er viele Jahre nicht nachkommen und er suchte nach einer Möglichkeit, wie er dort dauerhaft leben und überleben könnte. Im letzten Sommer brachte er die ersten Touristen auf die Insel, zunächst nur als Tagestour zum lachsfischen. In diesem Sommer möchte er jedoch erstmals in einer mongolischen Jurte Gäste über Nacht beherbergen.

Die kunstvolle und geräumige Jurte bekam er von seinem Freund im Tausch gegen seinen Pick-up-Truck. Drei Jurten hat er sich direkt aus der Mongolei bestellt. Diese müssen jedesmal für die Saison aufgebaut und vor dem Winter wieder abgebaut werden. Ein Traum Hákons ist es, auf der Insel in Zukunft eine Künstlerresidenz einzurichten.

Persönlich und alles direkt aus der Natur

Hákon widmet sich denjenigen voll und ganz die sich für einen Besuch entscheiden. Er möchte ihnen die Insel aus seiner Sicht und Lebensweise ganz persönlich näher bringen. Mit seinem Zodiac-Boot holt er seine Gäste an einer Sandbank auf der anderen Seite des Flusses ab und bringt sie innerhalb von ein paar Minuten hinüber auf die Insel. „Dann zeige ich den Leuten die Jurte und helfe ihnen, sich dort einzurichten. Nach einer Stunde oder so lade ich sie ein, aus den Netzen den Fang des Tages einzuholen. Wenn die Leute möchten, lasse ich sie auch am filetieren teilnehmen. Die Menschen sind so daran gewöhnt, Fleisch vakuumverpackt und beschriftet aus dem Supermarkt zu bekommen. Auf der Insel ist alles direkt aus der Natur, direkt von der Quelle.“

Aus der Natur und in der Natur zubereitet - Insel Traustholtshólmi

Draußen schmeckt alles besser

Während eines Rundganges um die Insel erzählt Hákon die Geschichte der Insel, angefangen bei den ersten Siedlern des 9. Jahrhunderts. Dann macht er ein Feuer und bereitet das Barbecue vor. Er sammelt frische Kräuter der Saison wie wilden Thymian, Engelwurz, Ampfer und erntet Kartoffeln aus dem Garten sowie Rhabarber für das Dessert. „Ich bin kein Koch aber bei den Zutaten kann man nichts falsch machen“, davon ist Hákon überzeugt.

Am Feuer schwelgen die Gäste bei einem Glas Wein oder Bier in Erinnerungen, erzählen Geschichten oder sehen zu, wie die Sonne untergeht. Im Herbst kann man den Nordlichtern bei ihrem Tanz zusehen, bevor man sich in die Daunendecke der Jurte kuschelt.

Hákons Ziel ist es, seinen Gästen das Erleben dieser Insel von Mai bis Oktober zu ermöglichen und dabei einen bleibenden Eindruck harmonischer Stunden zu hinterlassen. Es gelingt ihm, weitab der Hektik der Zivilisation ein wahres Kleinod zu schaffen, in dem der Großstadtmensch in unberührte Natur eintauchen kann.

Photos: Hörður Erlingsson